Zunächst können wir nur jedem Interessenten gratulieren – ein sportliches, wendiges, nicht zu großes Cabrio mit ausreichend Leistung, trotzdem bequem. In den Kofferraum passt ein großer RIMOWA Flugkoffer und mindestens 5 Paar Schuhe.
Die hier verwendeten Daten sind aus dem 1993 veröffentlichten Buch „Book of Norman“, für das heute von TIGER Enthusiasten bis zu 1.200 Dollar bezahlt werden. In diesem Nachschlagewerk sind sämtliche Fahrgestellnummern mit Herstellungsdaten, Getriebe-, und Hinterachsnummern und weiteren Daten aufgeführt. Viele davon mit Angaben zu den Besitzern und weiteren technischen Details.
Es wurden 7085 TIGER in drei Serien gebaut, die kleine Unterschiede von einer Serie zur anderen aufweisen.
3 LeMans TIGER COUPE B9499997 – B9499999 1964
3763 MK I B9470001 – B9473762 + B9473767 7.4.1964 – 6.8.1965
4 Prototypen / Fotoautos B9479975 + B9479976 5.6.1965
PH650039 + PH650040 6.8. + 10.8. 1965
73 MK I gebaut in Südafrika B9480001 – B9480073 1965 - 67
2706 MK Ia B382000001 – B382002706 7.8.1965 – 9.12.1966
2 MK II Vorserie B382100001 – B382100002 19.12.1966
534 MK II B382100100 – B382100633 23.12.1966 – 27.6.1967
NUMMERN
Die Fahrgestellnummer (Vehicle Identification Number) ist auf der rechten Seite des Motorraums unter der Motorhaube parallel zur Längsachse des TIGERs mit zwei Popnieten montiert. Die erste Zeile die Fahrgestellnummer. Zweite Zeile Motornummer. Diese ist jedoch nicht am Motorblock eingeprägt, sondern auf einem Aufkleber auf dem rechten Ventildeckel angebracht. Dritte Zeile Farbnummer.
Dazu kommt im rechten Winkel dazu die JAL Nummer, die von der Firma Jensen vergeben wurde und mit zwei Blechschrauben befestigt ist. Diese Nummer ist auch in der entsprechenden Wagenfarbe mitlackiert.
VIN
JAL
UNTERSCHIEDE ZWISCHEN DEN SERIEN
Der entscheidende Unterschied zwischen Serie MK I und MK Ia ist, das bei MK I das Verdeck von einer dreiteiligen Blechabdeckung abgedeckt wird, die jedoch aufwändig einzustellen ist und, trotz jeder Sorgfalt, gerne verkratzt. Bei MK Ia ist diese Abdeckung aus einer dreiteiligen Stoffpersening gefertigt.
Beim MK II ist die Abdeckung des Verdecks wie beim MK Ia.
Der Kühlergrill beim MKII ist ein sogenannter "Eierkartongrill".
Die Lampenringe sind glatt, ohne die kleinen Kappen.
An den Radläufen sind Edelstahl-Leisten verbaut, die durch eine breite Edelstahlleiste auf dem Schweller verbunden sind.
Ein 4,7 Liter Motor mit einem anders abgestuften Getriebe ist montiert.
Auf der Fronthaube und auf dem Kofferraumdeckel ist ein SUNBEAM Schriftzug befestigt.
WAS BRAUCHT MAN ZUR PRÜFUNG DER FAHRZEUGIDENTITÄT?
Um die Identität eines TIGERs zu prüfen, sind folgende Daten notwendig:
Fahrgestellnummer, vorne rechts im Motorraum
Getriebenummer, auf einem kleinen Schild an der rechten Seite des Getriebes, welches mit einer Niete befestigt ist.
Hinterachsnummer, die auf der Unterseite des Differenzials eingeschlagen ist. Wenn die Achse schon öfter lackiert ist, muss erst die Stelle freigekratzt werden.
Gut ist es auch, den Kofferraum innen, Motorhaube, Kofferraumdeckel und eine Tür zu fotografieren. Es gibt bei diesen Bauteilen eckige Ecken und abgerundete Ecken. Auch das ist eventuell ein Indiz für die Originalität des TIGERs.
Diese Angaben dürft Ihr gerne an den Club schicken, dann überprüfen wir gerne die Fakten, wobei auch das keine 100% Garantie ist.
ALGER
Zu warnen ist vor sogenannten ALGERn, also einer Mutation aus ALpine und TiGER. So werden TIGER bezeichnet die nachträglich aus SUNBEAM ALPINE Karosserien aufgebaut sind. Hier gibt es für mich persönlich zwei Unterschiede.
Erstens: ALPINE, die unter Verwendung von zusammengesuchten Teilen und ohne JAL Nummer, sondern mit einer SAL Nummer ( ALPINE ) oder auch TIGER Papieren und Teilen, die nicht zusammengehören, aufgebaut sind.
Zweitens: TIGER die nach einem Unfall mit Hilfe einer ALPINE Karosserie wiederaufgebaut wurden. Dies ist für mich die gleiche Vorgehensweise wie beim Bau der TIGER, wobei ALPINE Karossen zu TIGER Karossen umgebaut wurden – im Prinzip ist jeder TIGER als ALPINE zur Welt gekommen.
Am originalen TIGER sind mehrere spezifische Merkmale zu finden, die nur sehr aufwändig gefälscht werden können:
Der Getriebetunnel wurde werkseitig bei allen ALPINE-Karosserien mit dem Schneidbrenner herausgetrennt und ein größerer Tunnel eingeschweißt. Wenn die Trennlinie nach "Edelmurks" aussieht, dann ist das original! Der größere Tunnel ist ein Pressteil, kein Do-It-Yourself-Ding, gut zu erkennen an den eingepressten Sicken.
Im Bereich des Gaspedals ist ein größeres Loch vorgesehen, um den Zündkerzenwechsel am achten Zylinder vom Innenraum her zu ermöglichen.
Trennlinie links unter der Lenksäule, Sicken auf dem Tunnel, Serviceöffnung hinter dem Gaspedal
Schneidbrenner-Akrobatik
Getriebeabstützung
Auch im Bereich des Getriebes wurde die Aufnahme des ALPINE-Getriebes mit dem Schneidbrenner herausgetrennt. Die hintere Getriebeabstützung wurde an den X-Frame geschweißt. Sie besteht lediglich aus zwei Flacheisen. Für den Auspuff wurden am X-Rahmen vorne rechts und links jeweils eine Durchführung und hinten eine halbrunde Aussparung eingeschweißt.
Am Kofferraumboden wurden von unten 4 Blechwinkel zur Befestigung der Auspuffendrohre angeschweißt.
Der Batteriekasten unter der hinteren Ablage im Fahrgastraum auf der Beifahrerseite wurde entfernt und dafür die Benzinpumpe an dieser Stelle, oberhalb der Auspuffanlage, verbaut. Der originale Deckel wurde beibehalten. Beim MK II ist jedoch diese Öffnung samt Deckel nicht vorhanden.
Die Batterie wurde in den Kofferraum verlagert. Die beiden Halter für den Befestigungsbügel sind rechts am Rahmen angeschweißt.
Haltepunkt Batterie im Kofferraum
Das Reserverad ist liegend eingebaut und der Halter ist in der linken Hälfte an den Kofferraumbodens angeschweißt.
Befestigung Reserverad
An der Kofferraumrückwand sind 2 Bügel angeschraubt, in welche die Reserveradabdeckung eingehängt wird. Am Abschlussblech sind 2 Winkel mit Schnellverschlüssen angebracht, um sie zu fixieren.
Das Lenkrad hat einen Holzkranz, mit einem schwarzen, ca. 3mm breiten Einleger. Der Kranz ist mit 3 waagrecht verlaufenden Edelstahlspeichen aus Rundmaterial mit ca. 6mm Durchmesser mit der Lenkradnabe verbunden – im Prinzip das gleiche Lenkrad wie beim ALPINE. Auch die Längsverstellung er Lenksäule wurde beibehalten.
Das Armaturenbrett war bei den ca. ersten 400 TIGER mit schwarzem Vinyl bezogen, wie beim ALPINE IV. Danach war es immer aus Sperrholz, mit dunkelbraunem Furnier belegt.
Die Armaturen sind von SMITH. Eine Uhr war optional. Der Ammeter ist von LUCAS.
Im Motorraum sind die Abstützungen zwischen Innenkotflügel und Spritzwand durch zwei verschraubte Streben hergestellt. Die jeweilige Befestigung am Innenkotflügel rechts und links ist aus einem Pressstahlteil gefertigt und hat eine geringfügige Abweichung zur Befestigung im ALPINE.
Auf der rechten Seite (in Fahrtrichtung) vorn ist der Halter für den Scheibenwaschbehälter angeschweißt.
Direkt daneben sitzt eine kleine Mulde im Innenkotflügel, um die Freigängigkeit der Lichtmaschine zu garantieren.
Es gibt natürlich noch viele weitere kleine Details, die überprüft werden können. Dazu sollte man aber auf jeden Fall einen Fachmann über den Club kontaktieren.
PROBLEMZONEN
Die größten Probleme sind bei der Karosserie zu finden. Aber fangen wir von vorne nach hinten an.
Unfallschäden sind oft rund um die Lampenringe und an der schmalen Verbindung zwischen den Kotflügeln zu finden. Auch der Rahmenkopf an dem die Stoßstange befestigt ist, ist oft beschädigt oder sogar geknickt. Der Bereich unten im Bereich der A Säule, der dreiteilige Schweller und die B Säule unten sind genau zu kontrollieren.
Die Endspitzen hinten, vor allem auch die Innenseiten des Schachtes, in dem die Blattfedern befestigt sind, sind stark von Rost gefährdet. Auch die vorderen Aufnahmen der Blattfedern können Probleme bereiten.
Auf der Unterseite ist ein X Rahmen verbaut, in den auch die beiden Durchlässe für die Auspuffanlage integriert sind. Dieser Rahmen weist oft Unfallschäden auf und dadurch, dass in die Durchlässe Dreck, Sand und Wasser eindringen kann, ohne richtig ablaufen zu können, ist das rostbedingt ein eventuell äußerst arbeitsintensiver Punkt.
Vorderachse: An der Vorderachse sind die Fahrwerksgummis zu 90% defekt – man sollte PU-Buchsen verbauen, die ein bedeutend besseres Fahrgefühl vermitteln. Die beiden Kreuzgelenke der Lenkung prüfen. Ebenso das Spiel der Spurstangenköpfe.
Kühler: Diese sind oft verkalkt. Sollte man ein neues Netz brauchen, unbedingt eines mit einer Reihe mehr verbauen. Oder auf Alukühler umstellen, welche es problemlos gibt. Auch der Heizungskühler sollte geprüft werden. Oft ist er undicht und dadurch baut sich kein vernünftiger Druck im System auf.
Getriebe: Absolut problemlos. Überholkits gibt es für ca. 350 Dollar. Umbau auf TREMEC 600 5 Gang Getriebe möglich.
Motor: Äußerst langlebig, 200.000 km und mehr sind keine Seltenheit. Alle Teile sind sehr günstig zu bekommen. Viele TIGER sind mit größeren Motoren 289 und 302 cubicinch ausgestattet.
Hinterachse: Fahrwerksgummis überprüfen. Die Halterung des Panhardstabs an der Karosserie (MK I und MK Ia rechts und beim MK II links) ist oft eingerissen oder durchgerostet.
Kardanwelle: Kreuzgelenke prüfen.
Elektrik: Sollte nicht verbastelt sein. Neue Kabelbäume sind lieferbar.
Lenkung: Die beiden Kreuzgelenke und die Spurstangenköpfe sollte man prinzipiell wechseln. Auch das Spiel der Lenkung sollte man sehr genau prüfen, da neue Lenkungen, bzw. Reparaturkits, für Linkslenker nicht verfügbar sind. Allerdings gibt es Lenkungen anderer Autos, die man verbauen kann.
Es ist ganz entscheidend, was man für einen TIGER kaufen will. Wenn es ein Restaurierungsobjekt ist, sind folgende Punkte entscheidend:
Das wichtigste ist der Zustand des Blechs. Und daß das Fahrzeug soweit komplett ist. Sämtliche Verschleißteile an Fahrwerk, Lenkung, Gummis, Bremse, Kupplung, Geber- und Nehmerzylinder sollten unbedingt neu gemacht werden. Dann ist man bei der Zuverlässigkeit auf der sicheren Seite.
Sämtliche Teile sind zu bekommen – zu eher moderaten Preisen – nur MK II spezifische Teile sind sehr gesucht und extrem teuer.
Ebenso gibt es sogenannte LAT (Los Angeles Tiger) Zubehörteile, die teilweise von Shelby American entwickelt und produziert wurden und als Factory Options vertrieben wurden. Diese originalen Teile sind teuer und sehr gesucht.
FARBCODES
Die TIGER gab es in 20 verschiedenen Farben, davon 5 Metallictöne.
Farbcode
1
19
39
53
58
61
67
68
76
86
92
100
102
106
107
108
109
122
127
130
Farbe
Embassy Black
Moonstone (gedecktes Weiß)
Carnival Red
Wedgewood Blue
Midnight Blue
Quartz Blue (metallic)
Light Green (metallic)
Autumn Gold (metallic)
Balmoral Grey
Forrest Green (ROOTES' British racing green)
Arctic White
Mediterranean Blue
Oxford Blue
Commodore Blue
Holly Green
Polar White
Orchid Green
Signal Red
Turquoise Blue (metallic)
Gunmetall (metallic)
Während der Produktion der B947++++ TIGER gab es mehrere Farben zur Auswahl für die Innenausstattung. Auch verschieden Kombinationen zb. hellblaue Sitze mit dunkelblauen Kedern und hellblauer Teppich.
Ab den 3820++++TIGERn gab es nur noch Sitze, Keder und Teppich in schwarz. Teilweise sind noch Teppiche in den Farben Tan, Hellblau und Rot zu bekommen. Tan gab es nur bei der Farbe 1 Embassy Black. Auch hier gibt es noch einige feine Unterschiede, die jedoch beim Club abzufragen sind.
Diese Kaufberatung wurde von Markus Steininger und Stephan Häuser nach bestem Wissen und Gewissen erstellt – sollten noch Fragen auftauchen, könnt Ihr Euch gerne jederzeit melden.
Gerne nehmen wir jederzeit auch aussagekräftigere Fotos oder Abbildungen entgegen, um diesen Artikel besser zu illustrieren.